IMPACT2024: Chancen der Regulierung im nachhaltigen Transformationsprozess erkennen und nutzen

Viele mittelständische Unternehmen wollen und müssen Verantwortung übernehmen und streben eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie an. Aufgrund steigender Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung gestaltet sich dies im Unternehmen derzeit eher sperrig oder auch einfach, wie Olga Demchenko auf der IMPACT2024 in Stuttgart erläuterte. Bei der Heine und Beiswenger Gruppe ist sie neben Kommunikation und Strategie auch für die Nachhaltigkeitsstrategie der Gruppe verantwortlich. Bei ihren ehrgeizigen CSR-Plänen kann sie auf die Unterstützung der Geschäftsführung des Familienunternehmens und ihrer Kolleginnen und Kollegen zählen. Das zahlt sich aus, denn die fest verankerte CSR-Strategie sichert die Innovations- und Zukunftsfähigkeit des Mittelständlers, der sich als einer der führenden Stahlhändler in einer Branche mit den höchsten CO2-Emissionen für die Zukunft aufstellen muss.

Durch Synergien zwischen seinen Produzenten, dem Handel und seinen Kunden wurden Green Steel Partnerships geschlossen mit dem Ziel, die Transformation der deutschen und europäischen Stahlindustrie voranzutreiben und gemeinsam entlang der gesamten Wertschöpfungskette wichtige CO2-Einsparungen auf der Rohstoff- und Lieferantenseite für unsere Kunden zu erreichen. Das Ergebnis: Insgesamt 52% CO2-Einsparung durch die Partnerschaft und die Entwicklung einer neuen GreenLine für das Produktportfolio.

Innovation ist ein ganz wesentlicher Faktor, der die nachhaltige Transformation im Mittelstand vorantreibt und zu vielfältigen Spillover-Effekten in der Gesamtwirtschaft führt. Ulrike Stöckle ging in ihrem Vortrag auf weitere Faktoren ein, die einen klaren Return on Investment in eine Nachhaltigkeitsstrategie belegen. Dabei betonte sie nochmals, dass die Einführung von CSRD, CSDD und der EU-Taxonomie insbesondere KMU vor sehr komplexe Herausforderungen stellt, aber auch eine Fülle von Chancen für die Unternehmen eröffnet. Denn in der Umsetzung dieser Berichtsstandards liegt der Schlüssel zu Wettbewerbsvorteilen, die weit über die reine „Compliance“ hinausgehen.

Wie dies auf ganz unterschiedliche Weise und in verschiedenen Branchen gelingt, erfuhren die Gäste in der anschließenden Podiumsdiskussion. In der Summe sind das insbesondere

Innovation und Diversifikation: Die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen und Produkten schafft Raum für Innovationen im Mittelstand. Durch die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien und Dienstleistungen können Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen und sich differenzieren.

Zugang zu Kapital: Nachhaltig agierende Unternehmen ziehen Investor:innen an, die zunehmend Wert auf ESG-Kriterien legen. Das gilt auch für Banken, Kreditinstitute und Versicherungen. Finanzielle Stabilität und Investitionen in Wachstum können durch die entstehende Transparenz leichter gewährleistet werden.

Marktzugang und Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Praktiken setzen, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Sie sind besser positioniert, um Kunden anzusprechen, die umwelt- und sozialverträgliche Produkte und Dienstleistungen suchen. Die Auseinandersetzung mit CSR-Anforderungen regt Unternehmen dazu an, innovative und umweltfreundliche Lösungen zu entwickeln. Dies öffnet die Tür zu neuen Märkten und Kundensegmenten und kann die Positionierung im Wettbewerb deutlich stärken.

Optimierung des Risikomanagements: Eine verbesserte ESG-Performance hilft Unternehmen, Risiken im Zusammenhang mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren zu identifizieren und zu managen. Dies kann langfristig dazu beitragen, Kosten zu senken und Reputationsschäden zu vermeiden. CSRD fördert die frühzeitige Identifizierung und Minimierung potenzieller Risiken und macht Unternehmen damit widerstandsfähiger gegenüber zukünftigen Herausforderungen.

Lieferketten stärken: Die Fokussierung auf Nachhaltigkeit in der Lieferkette minimiert nicht nur Risiken. Sie kann auch zu einer Verbesserung der Beziehungen zu Lieferanten und Partnern (zum gegenseitigen Nutzen!) führen, insbesondere wenn diese ähnliche Werte teilen.

Stärkung der Marke und Aufbau von Kundenvertrauen: In einer Zeit, in der Konsument:innen zunehmend Wert auf die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen legen, ist die CSR-Berichterstattung ein wirksames Instrument, um das Kundenvertrauen zu stärken und die Markenloyalität zu erhöhen. Denn: Marken werden durch die neuen Standards deutlich vergleichbarer als bisher.

Mitarbeiterbindung und -motivation steigern: Unternehmen, die sich glaubwürdig für Nachhaltigkeit einsetzen und dies transparent kommunizieren, ziehen Talente an und fördern ein starkes Zugehörigkeitsgefühl und Engagement.

Kooperationsmöglichkeiten: Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden im Bereich Nachhaltigkeit kann neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen und den Austausch von Best Practices fördern.

Gewinnung und Bindung von Fachkräften: Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit engagieren, sind attraktiver für Fachkräfte, insbesondere für die jüngere Generation, die häufig ein starkes Interesse an umwelt- und sozialbewussten Arbeitgebern zeigt. Eine positive ESG-Bilanz kann dazu beitragen, talentierte Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden.

Insgesamt bieten die nachhaltige Transformation und die verschärften ESG-Regulierungen eine Chance für mittelständische Unternehmen, sich als innovative, wettbewerbsfähige und verantwortungsbewusste Akteure am Markt zu positionieren und ihren langfristigen Erfolg zu sichern.

Die Umsetzung der CSRD-Anforderungen bietet somit eine große Chance, Nachhaltigkeit nicht nur als moralische Verpflichtung, sondern auch als strategischen Geschäftsvorteil zu begreifen. Diese Aussagen werden im Übrigen durch verschiedene Studien untermauert. Bei aller Kritik an der Bürokratie werden diese Aspekte leider allzu oft vernachlässigt.

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