IMEX-Podiumsdiskussion: Transparenz als Chance -Nachhaltigkeit glaubwürdig kommunizieren

Offensichtlich haben wir mit dem Thema den Zahn der Zeit getroffen – das große Interesse und die vielen Fragen der Teilnehmenden im Anschluss sprachen für sich. (Foto v.l.n.r.: Tanja Knecht, Annika Pfuderer und Ulrike Stöckle)

Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen von ZET Erlebniskommunikation und der Agentur für nachhaltige Kommunikation

Wie gelingt es, Nachhaltigkeit in der Eventbranche glaubwürdig zu kommunizieren, ohne in die Greenwashing-Falle zu tappen? Auf der Bühne der IMEX Impact Zone diskutierten Annika Pfuderer, geschäftsführende Gesellschafterin von ZET Erlebniskommunikation und Ulrike Stöckle, Geschäftsführerin der Agentur für nachhaltige Kommunikation, offen über Herausforderungen, Fortschritte und Chancen auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Eventbranche. Moderation: Tanja Knecht, Founder und CEO MICE Impact und Brand Ambassador IMEX.

Nachhaltigkeit bei ZET – der Startschuss in eine neue Verantwortung

ZET Erlebniskommunikation hat sich vor rund 1,5 Jahren bewusst auf den Weg Richtung Nachhaltigkeit gemacht und folgendes initiiert: ein unternehmensinternes Nachhaltigkeitsteam, das Aufsetzen einer Nachhaltigkeitsstrategie mit einem klaren Zielbild, Stakeholder- und Wesentlichkeitsanalyse und einem Maßnahmenplan. Bis heute sind bereits zwei CO2-Bilanzen erstellt. Das erste Vergleichsjahr ist also vorhanden. Abgerundet wurde das Maßnahmenpaket durch Weiterbildungen der Kernmitglieder des Nachhaltigkeit Teams u.a. zur ISO 20121-Norm für nachhaltiges Eventmanagement und CO₂-Bilanzierung von Events.

„Wir wollten Nachhaltigkeit nicht als Pflichtübung, sondern als Haltung in unsere DNA integrieren – intern wie in unseren Kundenprojekten“, berichtet Annika Pfuderer. Gleichzeitig stellte sie klar: „Natürlich gab es Herausforderungen – etwa Unsicherheit, was wirklich zählt, oder der Spagat zwischen Kreativität und Klimaschutz. Doch der Wille, Verantwortung zu übernehmen, war von Anfang an da.“

Authentisch statt perfekt – wie Transparenz zur Stärke wird

Für Ulrike Stöckle steht fest: „Daten und Transparenz sind der Schlüssel gegen Greenwashing.“ Unternehmen müssten zeigen, wo sie stehen – und auch, wo sie noch nicht perfekt sind. Das setze Vertrauen frei.

Konkret empfiehlt sie Agenturen:

  • Nachhaltigkeits-Checks für Projekte
  • klare Red Lines in der Kommunikation
  • kontinuierliche Weiterbildung der Teams zu Green Claims & Regulatorik
  • Offenlegung eigener Klima- und Sozialbilanzen
  • Mut zur Lücke: auch Unvollkommenes gehört zur Story

Denn: „Nicht die perfekte Geschichte zählt, sondern die ehrliche. Wer Haltung zeigt, wird gehört – auch wenn nicht alles rund läuft.“

Regulatorik als Kreativ-Booster?

Ein überraschender Perspektivwechsel: Nachhaltigkeitsregulatorik wie die CSRD oder die kommende Green Claims Directive muss kein Kreativ-Killer sein. Im Gegenteil, sagt Ulrike Stöckle: „Klare Regeln schaffen Orientierung und schützen vor Reputationsrisiken. Wer innerhalb dieser Leitplanken arbeitet, kann mutiger kommunizieren – mit Substanz und Bestand.“

Gemeinsam statt einsam – die Kraft der Netzwerke

Annika Pfuderer betonte die Relevanz von Branchennetzwerken: „Gerade für Agenturen ist der Austausch mit anderen essenziell. Nachhaltigkeit ist ein komplexes Feld – wenn wir uns zusammentun, lernen wir voneinander, setzen Standards und bringen die ganze Branche weiter.“ Als Mitglied von MICE Impact Ladies und dem ecowoman-Netzwerk mit über 50 Nachhaltigkeitsverantwortlichen profitiert sie regelmäßig vom Fachaustausch und Updates zur Regulatorik.

Tempo im Wandel – eine Branchenbetrachtung

Ulrike Stöckle brachte einen breiteren Blick mit: Ihre Agentur begleitet neben der Eventbranche auch Akteure aus Industrie, Handel und öffentlichem Sektor. Ihr Fazit: „Nirgends war die Veränderung so schnell wie bei ZET. Das liegt an der Kombination aus Haltung, internem Antrieb und wachsendem Kundendruck.“

Zum Vergleich:

  • Industrie: oft top-down, Pflichtgefühl statt Markenbindung
  • Konsumgüter: viel Kommunikation, aber nicht immer mit Substanz
  • Eventbranche: hohe Dynamik, aber auch Unsicherheiten
  • Öffentlicher Sektor: glaubwürdig, aber mit wenig Ressourcen

Zusammenarbeit auf Augenhöhe – so entsteht echter Impact

ZET und die Agentur für nachhaltige Kommunikation arbeiten seit 1,5 Jahren eng zusammen. Was macht diese Zusammenarbeit so erfolgreich?

  • Frühzeitige Einbindung: Nachhaltigkeit wird von Beginn an mitgedacht
  • Gemeinsame Sprache: Kreative und Berater sprechen auf Augenhöhe
  • Transparente Wirkungsmessung: mit KPIs, Audits, ehrlicher Evaluation
  • Iterativer Lernprozess: Fehler zulassen, gemeinsam daraus lernen

„Wenn sich Agenturen und Berater:innen als Co-Kreative verstehen, entsteht nicht nur ein nachhaltiges Event, sondern auch eine glaubwürdige Story“, so Annika Pfuderer.

Interner Wandel bei ZET – ein Kulturwandel beginnt

Um Nachhaltigkeit intern zu verankern, hat ZET:

  • ein vierköpfiges Nachhaltigkeitskernteam sowie ein erweitertes Team aufgebaut
  • ein ISO-konformes Dokumentationssystem eingeführt
  • erste Schulungen im Projektmanagement durchgeführt
  • sich der Charta „Unternehmen machen Klimaschutz“ des Landes Baden-Württemberg angeschlossen

„Wir haben bewusst eine interne Kommunikationskultur geschaffen, in der Nachhaltigkeit nicht als Zusatz, sondern als integraler Bestandteil unserer Arbeit verstanden wird“, erklärt Pfuderer.

Authentisch und relevant kommunizieren – wie geht das?

Am Ende geht es um die Königsdisziplin der Nachhaltigkeitskommunikation: Glaubwürdigkeit + Zielgruppenrelevanz. Beide Expertinnen gaben fünf zentrale Impulse:

  • Von innen nach außen denken: Substanz vor Story
  • Zielgruppen verstehen: Was sind ihre Werte und Ängste?
  • Storytelling mit Haltung & Fakten: persönlich + belegt
  • Dialog statt Monolog: z. B. durch Co-Creation oder Feedbacktools
  • Kanalspezifisch kommunizieren: LinkedIn ≠ TikTok

Das IMEX-Panel hat gezeigt: Der Weg zu glaubwürdiger Nachhaltigkeitskommunikation ist kein Sprint, sondern ein kontinuierlicher Lernprozess. Wer offen kommuniziert, regulatorische Rahmen als Chance begreift und partnerschaftlich arbeitet, schafft mehr als nur Events – er schafft Wirkung.