Nachhaltigkeitskommunikation mit Wirkung und mit Beleg: Storytelling trifft Green Claims

Initiativen wie die Plastikmüllbeseitigung im Viktoriasee und die Wasserversorgung in wasserarmen Regionen tragen dazu bei, die ökologischen Auswirkungen des Tourismus in Uganda zu reduzieren. (Foto: Kampagne „Bring your own bottle“ – Uganda Tourism Board) 

Einfache Botschaften funktionieren in der Nachhaltigkeitskommunikation besonders gut – und das aus mehreren psychologischen, kommunikativen und praktischen Gründen

1. Kognitive Entlastung

Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema mit vielen Dimensionen (ökologisch, sozial, ökonomisch). Komplexe Inhalte überfordern schnell – einfache Botschaften reduzieren diese Komplexität und erleichtern so das Verstehen.

Beispiel:
Statt „Wir reduzieren CO₂ entlang der gesamten Wertschöpfungskette um 45 % bis 2030“, besser:
„Wir machen unsere Produkte emissionsarmer – Schritt für Schritt.“

2. Schnelle Wiedererkennung und Einprägsamkeit

Kurze, klare Aussagen bleiben im Gedächtnis. Sie lassen sich leichter wiederholen und weitergeben – sei es im Gespräch oder in sozialen Medien.

Beispiel:
„Plastikfrei bis 2027“ bleibt hängen – im Gegensatz zu einer detaillierten Materialstrategie.

3. Emotionale Ansprache

Einfache Botschaften können stärker emotionalisieren, vor allem wenn sie eine Haltung oder Vision transportieren.

Beispiel:
„Wir schützen, was uns alle schützt: die Natur.“
solche Botschaften erzeugen Verbindung statt nur Information.

4. Zielgruppenorientierung

Nicht alle Menschen sind Nachhaltigkeitsexpert:innen. Einfache Botschaften holen auch die ab, die sich bisher wenig mit dem Thema beschäftigt haben.

Beispiel:
Ein Slogan wie „Gut für dich. Gut für morgen.“ spricht breiter an als eine ISO-konforme Aussage über Nachhaltigkeitszertifikate.

5. Klarheit schafft Vertraue

In der Flut von Greenwashing und vagen Versprechen vermitteln einfache, konkrete Aussagen mehr Glaubwürdigkeit – wenn sie nachprüfbar und ehrlich sind.

Beispiel:
„100 % Ökostrom seit 2022“ ist greifbarer als „Wir setzen uns für mehr Umweltverantwortung ein.“regulatorische Rahmen als Chance begreift und partnerschaftlich arbeitet, schafft mehr als nur Events – er schafft Wirkung.

Balance finden: Einfach ≠ Vereinfachend

Warum „zu einfache“ Aussagen problematisch sein können:

Die neue EU-Green Claims Directive (Richtlinie über Umweltaussagen) verpflichtet Unternehmen dazu, nachweisbare, überprüfbare und spezifische Aussagen zu Umweltauswirkungen zu machenGreenwashing zu vermeiden, z. B. durch vage Begriffe wie

🔹 nachweisbare, überprüfbare und spezifische Aussagen zu Umweltauswirkungen zu machen
🔹 Greenwashing zu vermeiden, z. B. durch vage Begriffe wie „umweltfreundlich“, „klimaneutral“ oder „nachhaltig“ ohne Belege
🔹 bei Vergleichen zwischen Produkten klare Methodik & Referenzrahmen anzugeben

Was bedeutet das für Storytelling und einfache Botschaften?

Die Kunst liegt in der klaren, zugänglichen Sprache, ohne die faktische Tiefe zu opfern. Das bedeutet:

GUTBESSER NICHT
„Wir reduzieren den CO₂-Ausstoß unserer Produktion um 40 % bis 2030 – unabhängig geprüft.“„Unsere Produkte sind klimafreundlich.“
„Unsere Verpackung besteht zu 100 % aus recyceltem Karton – zertifiziert nach FSC Recycled.“„Wir verpacken nachhaltig.“
„Unser Strom kommt seit 2022 ausschließlich aus zertifizierten Ökostromanlagen.“„Wir nutzen grünen Strom.“

Lösungsansatz: Mehrschichtige Kommunikation

  1. Starke, einfache Kernbotschaft z. B. in Headlines oder Social Media
  2. Belegbare Fakten und Nachweise auf Landingpages, Labels, FAQs
  3. Erzählformate mit Tiefgang, z. B. in Reportagen, Interviews oder Videos

Beispiel aus der Praxis:
Kernbotschaft: „Unsere Jeans spart Wasser.“
Story: Eine junge Designerin erzählt, wie sie mit einem Zulieferer ein wasserarmes Färbeverfahren eingeführt hat.
Faktenbox: „40 % weniger Wasser – nachgewiesen durch LCA-Analyse (ISO 14040).“